Beiträge zum Jubiläumsjahr 2014
„Leben – Singen – Kämpfen“,
so der Leitgedanke von Prof. Dr. Wolfram Triller, Gastredner auf der vom TAG–Vorstand Dresden den GRH–Mitgliedern im Regierungsbezirk Dresden und Freunden der regionalen demokratischen Verbände GBM, ISOR, VVN-BdA, RotFuchs, RFB, FDJ, SDAJ und den Regionalorganisationen DKP, KPD, DIE LIINKE/KPF angebotenen und von ihnen unterstützten Veranstaltung „aus Anlass der Jahrestage der beiden von den imperialistischen Mächten verursachten Weltkriege zur Neuaufteilung der Welt“ am 16. August 2014 im Festsaal des Volkshauses (DGB).
In Dresden zog gleichzeitig das Stadtfest die Aufmerksamkeit auf sich. Durch die breite Unterstützung erreichte die Einladung der GRH–TAG auch Bürger der Dresdner Öffentlichkeit, die den genannten Organisationen nicht als Mitglieder angehörten. Zusätzliche Stühle waren schnell herbeigeschafft.
In der Einladung wurde ein besonderes Erlebnis angekündigt: „Der Krieg ist kein Gesetz der Natur und der Frieden ist kein Geschenk – Konzert des Ernst–Busch–Chores, Berlin.“ Viele kamen mit hohen Erwartungen. Sie wurden nicht enttäuscht, sondern waren begeistert. Von den von den Dirigenten Kurt Hartke und Daniel Selke auch zum Mitsingen ermutigt.
Vor der Konzertpause stellte der Referent Prof. Dr. Wolfram Triller fest „Ich weiß nicht, welche Empfindungen Sie bei dem bisher gehörten hatten. Ich selbst fühlte mich in jene Sturm- und Drangzeit zurückversetzt, als in unserem Land nach einem verheerenden Krieg viele Menschen neue Hoffnung schöpften. Sie ließen sich von Sorgen, von Hunger und vielfach elenden Lebensbedingungen nicht entmutigen. Sie machten sich daran, aus den Trümmern etwas Neues aufzubauen. Sie hatten nicht immer klare Vorstellungen, wie das Neue aussehen sollte. Aber Krieg und Faschismus sollten nie wieder ihr Leben bestimmen.“
Zwischen dem Chor auf der Bühne und den Gästen im Saal entstand von Anfang an eine Gedanken- und Gefühlsübereinstimmung; Zuneigung, solidarische Verbundenheit, Ermutigung – vermittelt durch Lieder und Texte aus vergangenen Jahrzehnten und neuerer Zeit. Hilfreich war den Gästen die schriftliche Programmvorschau. Dabei standen der ganze Ernst und die Kompliziertheit der gegenwärtigen politischen Situation hinsichtlich Krieg und Faschismus im Raum. Prof. Triller beschrieb sie: „...in der komplizierten Lage fällt es den Friedenskräften schwer, eine wirksame Gegenbewegung zu organisieren. Notwendig ist, Lenins Hinweis zu beachten ´Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug,... (und) sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen, Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klassen zu suchen ...´ Die Interessen sind oft nicht sofort ersichtlich. Dann hilft es meist, sich die Frage zu stellen: wem nützt es? Und das Mittel, den Schwankenden zu helfen ist, dass man selbst aufhört zu schwanken.“
Dazu hat das wunderbare, begeisternde Konzert in zwei Stunden den größtmöglichen Beitrag geleistet. Und ich bin mir sicher, es wird nachklingen. Das haben mir zahlreiche Gäste versichert. Und Zuschrift vom Chor: „Es war eines unserer schönsten Konzerte. Wir waren wirklich bei Freunden.“
(Gerd Hommel, Vorsitzender der TAG Dresden)
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Aus Anlaß des 70. Jahrestages der Ermordung Ernst Thälmanns fanden von Hamburg bis Dresden, von Berlin bis Buchenwald, Ziegenhals und weiteren Städten zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt, auf denen der Vorsitzende der KPD, der unerschrockene Kämpfer gegen Krieg, Faschismus und kapitalistische Ausbeutung unter internationaler Beteiligung und großer Teilnahme der Bevölkerung geehrt und gewürdigt wurde.
Foto: Helmut Holfert
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Egon Krenz im Zeitzeugen-Gespräch mit dem Herausgeber und Chefredakteur von „mdw“ (Mitteldeutscher Wirtschaftsverlag GmbH), André Wannewitz, zum 9. November 1989:
„Was heute unredlich als „Sturm auf die Mauer" bezeichnet wird, war in Wirklichkeit die Wahrnehmung einer auf einer Pressekonferenz ausgesprochenen Einladung durch ein SED-Politbüromitglied, „ab sofort" die Grenze passieren zu können. Nachdem Günter Schabowski aus Schussligkeit die durch die DDR-Führung beschlossene Grenzöffnung vom 10. November auf den Abend des 9. November vorverlegt hatte, strömten viele Berliner zu den Grenzübergängen. Da die Grenzsoldaten zur Öffnung noch keine Befehle hatten, entstand zunächst eine chaotische Situation, die leicht hätte in bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen umschlagen können.
Ich stand unter enormen Stress. Bei mir liefen die wichtigsten Entscheidungen dieser Nacht zusammen. Zum Beispiel: Lassen wir den Dingen freien Lauf, oder setzen wir die bewaffnete Macht ein? Ich konnte mich dabei auf meinen Befehl 11/89 des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 3. November 1989 stützen, in dem es wörtlich heißt: „Die Anwendung der Schusswaffe im Zusammenhang mit möglichen Demonstrationen ist grundsätzlich verboten."
Am Morgen war ich nicht der glücklichste Deutsche, weil die Grenze geöffnet wurde, sondern weil die Nationale Volksarmee, ihre Grenztruppen, die Volkspolizisten und die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit diese Ausnahmesituation gemeistert hatten, ohne dass es ein besonderes Vorkommnis gab. Glücklicherweise war Sekt und nicht Blut geflossen.“
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Prof. Dr. Götz Dieckmann in der Beilage „Wir hatten einst ein Vaterland“ im RotFuchs Nr. 199, August 2014:
„Halten wir fest: Auch wir hatten einst ein Vaterland! Es gibt viele Gründe, den Verlust zu bedauern. Doch wir sollten nicht vergessen: Wir sind jene Generation, die das Glück hatte, erstmals in Deutschland jahrzehntelang in einer ausbeutungsfreien Gesellschaft zu leben. Wir haben sie mitgestaltet, wir haben Siege erfochten und den Schmerz der Niederlage erlitten. Wenn wir Bilanz ziehen, dann sind wir im Vergleich zu allen anderen Generationen der neueren deutschen Geschichte privilegiert. Das bekräftigt die Erkenntnis: Es gibt wahrlich nicht nur Grund zur Trauer.“
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Was wüßte ich an diesem Tag zu schreiben.
Die »Mauer« war, solange sie bestanden,
Ein Freund doch gegen all das Nebeltreiben
Ins Ungewisse, wo wir nun verbleiben -
Bei lieben Brüdern, Schwestern, Onkeln, Tanten?
Ich hatte niemals welche aufzuweisen.
Und wer sie hatte, hat, ist heute auch allein.
Sie liebten billig, in der DDR zu speisen
Und kauften billig ein auf ihren Reisen.
Aus Steuern lösten sie die Westpakete ein.
Heut‘ gibt‘s Hartz IV im Westen wie im Osten
Und Obdachlosigkeit. Man schreit nach Krieg.
Humanitär sei er. Allein, was mag er kosten:
Die Toten – planbar für Profit als feste Posten
Mit wenig Arbeitslosen für die Rüstungspolitik.
In diesem Lande, wo mich heut‘ regieren
Der Kriminellen Markt und Kapital,
Da Nazis wieder Freiheit inszenieren,
Mehr als geduldet, will man triumphieren
Über Geschichte, die dem Volk der Staat hier stahl.
E. Rasmus
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Ukas
Durch Anschlag mach ich euch bekannt:
Heut ist kein Fest im deutschen Land.
Drum sei der Tag für alle Zeit
zum Nichtfest-Feiertag geweiht.
Christian Morgenstern
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